Der Faustball hat ein Vorbild verloren

So kannte man Karl Fuchs: mit dem Faustball im Arm. Archivfoto: Oliver Färber

Er war "Mädchen für alles" beim Faustball und mehr als 20 Jahre lang Ansprechpartner auf dem Vellberger Polizeiposten. Nun ist Karl Fuchs aus Hall im Alter von 73 Jahren am 02. März 2013 plötzlich gestorben.

Für den Faustball war Karl Fuchs in ganz Deutschland aktiv, war Staffelleiter der Deutschen Frauen-Faustball-Bundesliga. Bei den Haller Sportfreunden war er ein engagierter Trainer, der Wert auf gute Technik und Ballbeherrschung legte. Damit stieß er bei den Spielern oft nicht auf Gegenliebe - sie wollten lieber spielen als trainieren, berichtet Andreas Friz, der 1990 das Amt des Faustball-Abteilungsleiters von Karl Fuchs übernommen hat. Vor allem durch das Engagement von Fuchs kam es dazu, dass die Haller Sportfreunde vorübergehend eine Jugendmannschaft und zwei Schülermannschaften gleichzeitig im Spielbetrieb hatten. Auch noch in den letzten Wochen nahm er junge Spieler und Faustballanfänger zur Seite, um ihnen Tipps zu geben.

Als Schiedsrichter zeigte Fuchs ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und Fairness. Gelegentlich kam es bei Turnieren vor, dass er wegen Mangel an qualifizierten Schiedsrichtern bei einem Spiel der Sportfreunde eingesetzt war. Dies hätten die Spieler gefürchtet, berichtet Andreas Friz. Fuchs wollte nämlich niemals den Eindruck erwecken, die eigene Mannschaft zu bevorteilen. Deshalb entschied er eher für den Gegner. Doch Fuchs habe immer gute Laune gehabt und die Spieler aufgemuntert, auch wenn es mal nicht so gut lief, erinnert sich Friz.

Karl Fuchs war auch über viele Jahre Bundesligaschiedsrichter.

Geboren wurde Fuchs in Gratzen im Böhmerwald. Seine Familie wurde vertrieben, kam nach Kipfenberg. Fuchs ging zum Bundesgrenzschutz, dann zur Polizei, und kam nach Hall. Später wechselte er zum Polizeiposten Vellberg, war über 20 Jahre Ansprechpartner für Sorgen und Nöte der Bürger. Mit seiner Frau Christel hat er eine Tochter und einen Sohn. Zum Faustball kam Fuchs schon als junger Mann - und er blieb dabei, bis kurz vor seinem plötzlichen Tod.

"Früher war Schuhcreme erlaubt" Ein Faustball braucht spezielle Pflege

Auch nach fast vier Jahrzehnten hat Andreas Friz die Faszination für den Faustball nicht verloren. Er beschreibt die Besonderheiten des Sports und lässt erkennen, dass er mit seinem Team noch viel vor hat.

Warum spielen Sie seit 38 Jahren die Randsportart Faustball - und nicht wie so viele andere Deutschlands Lieblingssport Fußball?
 
ANDREAS FRIZ: Ich wollte einen Mannschaftssport, bei dem es nicht auf Zweikämpfe ankommt. Sondern auf Zusammenhalt und Freundschaft. Zum Faustball bin ich zufällig gekommen. Der Vater meines Freundes hat es gespielt und uns beide damals 16-jährige zum Zuschauen eingeladen. Ich schaute durch die Fenster, damals an der alten Sporthalle im Schulzentrum Ost. Dann haben mich die Älteren in die Halle geholt. Ich habe von meiner Klasse ein paar aktiviert und wir waren dann zu fünft. (lächelt) Nun bin nur noch ich übrig.
 
Wenn Sie nicht Fußball spielen, beobachten Sie ihn im Fernsehen?
 
Nein, ich habe wenig Beziehung dazu. Mein Bruder, der zwölf Jahre älter ist als ich, hat mal bei den Sportfreunden Fußball gespielt. Aber ich schaue nur selten bei gtößeren Meisterschaften. Er ist mir zu kommerziell.
 
Wie lange braucht es, bis man gut genug Faustball spielt, um in einer Mannschaft mit zu spielen?
 
Man braucht ein bis zwei Jahre. Unser Trainer damals war Karl Fuchs, der heute immer noch zum Team gehört. Er hat uns viel beigebracht, da wir auch gegen die Älteren gespielt haben. Damals waren wir drei Männer-, zwei Jugend- und eine Frauen-Mannschaft. Heute gibt es nur noch ein Herrenteam.
 
Was ist besonders schwierig beim Faustball?
 
Das Ballgefühl. Man muss sehen, wie er springt und wie er sich dreht. Wer vor dem Faustball noch keinen anderen Ballsport gemacht hat, der tut sich dabei schwer.
 
Wer übernimmt im Team welche Aufgabe?
 
Fünf Leute stehen auf dem Feld: zwei Verteidiger, ein Zuspieler und zwei Schlagleute. Wenn der Ball kommt, muss er von einem der fünf Spieler angenommen werden. Der Zuspieler verteilt den Ball so, dass möglichst ein Punkt von einem der Schlagleute gemacht wird. Vieles ist so ähnlich wie im Volleyball. Allerdings darf der Ball bei uns einmal aufspringen und unser Feld ist größer: In der Halle 40 mal 20 Meter, im Freien sogar 50 mal 20 Meter.
 
Im Vergleich zum Volleyball sieht ein Faustballspiel ganz anders aus.
 
Das stimmt. Bei uns kommt es weniger auf Sprungkraft, sondern auf die Laufarbeit an. Man muss vorausahnen, wo der Ball hingeht.
 
Worauf kommt es bei den Angaben an?
 
Die werden von der Drei-Meter-Linie aus gemacht. Der Schlagmann kann da einige Varianten einstreuen. Er kann den Ball ganz kurz spielen oder lang auf die Grundlinie platzieren. In der Halle mit nur kurzem Auslauf nach hinten ist es dann manchmal nötig, den Ball aus der Luft zu nehmen, damit es keinen Punkt für den Gegner gibt.
 
Der Ball sieht sehr individuell aus.
 
Er ist aus Leder und größer sowie schwerer als ein Handball. Vor drei Jahren habe ich sechs Stück gekauft, als ein bekannter Hersteller aufgehört hat, Faustbälle zu produzieren. (lächelt) Die reichen uns jetzt für eine Weile. Pro Saison verschleißen wir einen Ball, weil die Nähte aufgehen.
 
Könnte man das nicht durch Pflege vermeiden?
 
Nein, das ist Abnutzung. Aber wir pflegen unsere Bälle natürlich. Es gibt da ein spezielles Lederpflegemittel. Aber natürlich auch Grundpfleger und Beschleunigungsmittel.
 
Wie bitte?
 
Früher war es erlaubt, Schuhcreme, Silikonspray oder ähnliches zu nehmen. Das macht die Oberfläche besonders glatt und schafft ein schnelles Spielgerät. Da hatte man in der Verteidigung große Probleme, noch an den Ball zu kommen. Von den Niederhallern, deren Frauen in der Bundesliga spielen, sagt man, dass sie dazu ein Geheimrezept haben.
 
Wie läuft es im Training ab?
 
Wir sind nur noch zwölf Leute, und deshalb gibt es lediglich eine Mannschaft. Deshalb sind wir eine Trainingsgemeinschaft mit Sulzdorf eingegangen. Der TSV hat die gleichen Probleme wie wir. Am Spieltag treten wir aber weiterhin getrennt an. Beim Faustball kommt es sehr auf den Schlagmann an. Und da haben wir mit unserem Ex-Bundesligaspieler Martin Fuchs einen großen Vorteil.
 
Kann man auch als Älterer noch gut Faustball spielen?
 
Gegen ganz junge gute Spieler tut man sich als älterer schwer. Aber wir haben verschiedene Altersklassen ab 35, ab 45 und ab 55 Jahren, so dass interessante Spiele gegen Gleichaltrige möglich sind. Unsere aktuelle Mannschaft ist allerdings aus Personalmangel vom Alter her sehr gemischt. Der jüngste Spieler - mein Sohn - ist 27 Jahre alt, der älteste aktive wird 77 Jahre. Der anfangs erwähnte Vater meines Freundes wird 81 Jahre alt, ist regelmäßig im Training und spielt gelegentlich als Reservespieler.
 
Was für Ziele haben Sie noch in Bezug auf den Faustball?
 
Wir wollen möglichst lange den Spielbetrieb aufrecht erhalten und deshalb versuchen, auch in der Umgebung junge Leute zum Faustball zu motivieren. Für mich persönlich wünsche ich mir, dass wir mindestens drei weitere gute Spieler finden und noch einmal in der Verbandsliga Männer45 antreten können, der höchsten Spielklasse in Deutschland in dieser Altersklasse.

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